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Juni 2023: Nachlass von Wilhelm Groß und Schenkung zum Kaltwalzwerk

Das ReMO – Regionalmuseum übernimmt den künstlerischen Nachlass von Wilhelm Groß sowie eine Sammlung zum Kaltwalzwerk Oranienburg

Seit seiner Wiedereröffnung vor zwei Jahren hat sich das ReMO – Regionalmuseum Oberhavel einen Namen in der Kulturlandschaft unseres Landkreises gemacht. Immer mehr Menschen werden auf das Haus, seine Angebote und Sammlungen aufmerksam. Und immer mehr Menschen schätzen die Arbeit des Museums und wissen ihre oft persönlichen Schätze hier gut aufgehoben. Denn Kulturgut auch dauerhaft zu erhalten, ist neben den Ausstellungen, dem Sammeln und dem Vermitteln von historischem Wissen eine wichtige Aufgabe, dem sich das ReMO verschrieben hat. So konnte das kreiseigene ReMO am Dienstag, 13.06.2023, gleich zwei bedeutende Schenkungen entgegennehmen: den künstlerischen Nachlass des Bildhauers Wilhelm Groß und eine Sammlung zur Geschichte des Oranienburger Kaltwalzwerkes.


Bildhauer, Druckgrafiker und Prediger: künstlerischer Nachlass von Wilhelm Groß

Kulturdezernent Matthias Rink und die stellvertretende ReMO-Leiterin Ulrike Rack nahmen die Kunstwerke in Oranienburg aus den Händen des Enkels des Künstlers, Dr. Friedemann Groß, entgegen. „Schon seit vielen Jahren hat das Regionalmuseum ausgewählte Objekte von Wilhelm Groß in seiner Obhut. Es freut uns natürlich besonders, wenn auch Künstlerinnen und Künstler oder ihre Angehörigen unser ReMO als sicheren Hafen für ein Lebenswerk ansehen. Die Schenkung an das ReMO bewahrt das Werk eines herausragenden regionalen Künstlers“, sagt Kulturdezernent Matthias Rink.

Wilhelm Ernst Julius Groß wurde 1883 in Pommern geboren. 1902 ging er nach Berlin, um als Schüler des Bildhauers Otto Lessing zu arbeiten. Hier arbeitete er bald auch als freischaffender Künstler. Er besuchte die Ateliers renommierter Maler und Bildhauer wie Max Beckmann, August Gaul und Louis Tuaillon und machte Bekanntschaft mit Persönlichkeiten der geistigen und künstlerischen Avantgarde, darunter Max Reinhardt, Erich Mühsam, Else Lasker-Schüler, Edvard Munch und Max Liebermann. Nachhaltig prägte ihn auch ein Studienaufenthalt in Florenz, bei dem er unter anderem Ernst Barlach begegnete. Vom Kriegsdienst im 1914 begonnenen Ersten Weltkrieg war Wilhelm Groß befreit, fand aber infolge des Kriegseindrucks zu einem inbrünstigen christlichen Glauben. Nach Kriegsende wurde die Bibel zum Fundus seiner künstlerischen Themen. Seit 1919 lebte Groß in Oranienburg Eden. Sein selbsterbautes Atelier war ab 1921 ein Treffpunkt für Gesprächskreise und Vorträge, später auch für die Bekennende Kirche. Die Zeit ab 1933 brachte Wilhelm Groß, der nach den Nürnberger Rassegesetzen als „Halbjude“ galt, verschiedenste Repressalien ein: Wegen seiner „nicht arischen“ Herkunft durfte er nicht ausstellen, seine Werke wurden als „entartete Kunst“ diffamiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Groß dem System in Ostdeutschland von Anfang an kritisch gegenüber; dem von tiefer Religiosität erfüllten Künstler blieben staatliche Aufträge und Ausstellungen daher verwehrt.

Trost und Hoffnung fand der Künstler weiter in seinem Glauben, im August 1945 ordinierte ihn der Bruderrat der Bekennenden Kirche der Provinz Brandenburg zum Prediger. Groß war daraufhin als Pastor in der Gemeinde Sachsenhausen tätig. Im Jahr 1953 erhielt Groß anlässlich seines 70. Geburtstags für sein Lebenswerk die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1974 ist Groß auf dem Stadtfriedhof Oranienburg beigesetzt worden.

Der 135 Exponate umfassende Nachlass von Wilhelm Groß enthält insbesondere Skulpturen aus Holz, Gips und Bronze, zahlreiche Druckstöcke sowie Zeichnungen und Skizzen. Seine Kunst ist stark vom Expressionismus beeinflusst; er legte den Ausdruck seiner Figuren ganz in die Haltung. Später arbeitete er auch mit der Mimik seiner Figuren. Seine sakralen Werke schuf Wilhelm Groß fast alle in Holz.


Sammlung zum Oranienburger Kaltwalzwerk übergeben

Eine weitere Schenkung an das ReMO kommt vom Oranienburger Horst-Hugo Schöler: Als ehemaliger Mitarbeiter des Kaltwalzwerkes Oranienburg übergibt er dem ReMO seine Sammlung von Erinnerungsstücken an den ehemaligen Vorzeige-Betrieb der DDR. Die Sammlung, die 102 Positionen umfasst, enthält Schriftstücke, Urkunden, Pläne, Bücher, die Betriebschronik und mehr als 400 Fotos.

„Das ReMO hat bereits einige wenige Sammlungsstücke über das Kaltwalzwerk im Bestand. Mit diesen Exponaten ist unser Museum seit Juni 2023 bei der digitalen Ausstellung ,Urban Autenticity´ des Museumsverbandes Brandenburg vertreten. In der aktuellen Dauerausstellung des ReMO sind drei Objekte zum Kaltwalzwerk ausgestellt; im Werk gefertigte Kaltbandringe und Fotos. Mit den neuen Sammlungsstücken kann die Präsentation um wertvolle Objekte erweitert werden. Die Schenkung sichert eine weitergehende Forschung in der Regionalgeschichte zum Thema Wirtschaft“, freut sich Ulrike Rack über den neuen Sammlungsteil für das Museum.