Die Sammlung des ReMO - Regionalmuseums Oberhavel
Der Lehrer und Heimatforscher Max Rehberg hat während seiner Lehrerausbildung in der Präparandenanstalt und im Lehrerseminar Oranienburg (1896-1902) damit begonnen, heimat- und volkskundliche Zeugnisse zu sammeln – und damit den Grundstock für die Sammlung des heutigen ReMO gelegt.
Der in Oranienburg lebende Sanitätsrat Dr. Matthias Ossowidski (1844 – 1904) tat es Rehberg nach. Er war passionierter Sammler und bestimmte, dass seine Sammlung und ein Teil seiner Kunstgegenstände der Stadt Oranienburg zufallen sollen. Sein Nachlass bildete den Grundstock der geologischen sowie ur- und frühgeschichtlichen Sammlungsbestände des ehemaligen Heimatmuseums Oranienburg, das später Kreismuseum Oberhavel wurde.
Detaillierte Informationen zur Geschichte des Museums finden Sie hier.
Über die Jahrzehnte ist der Museumsbestand durch Ankäufe und Schenkungen von Menschen aus der Region immens gewachsen. Gegenwärtig umfasst die Sammlung des Regionalmuseums mehr als 30.000 Objekte, darunter die Sachgebiete Fotosammlung, Bücherei, Geologie sowie Ur- und Frühgeschichte. Der Sammlungsbereich der Kulturgeschichte beinhaltet viele unterschiedliche Objekte, darunter Kleidung, Schriftstücke, Möbel, Werkzeug, Porzellan, Gemälde und sogar eine Weltkriegsbombe.
Seit seiner Wiedereröffnung 2021 hat sich das ReMO einen Namen in der Kulturlandschaft unseres Landkreises gemacht. Immer mehr Menschen werden auf das Haus, seine Angebote und Sammlungen aufmerksam. Und immer mehr Menschen schätzen die Arbeit des Museums und wissen ihre oft persönlichen Schätze hier gut aufgehoben. Es freut uns natürlich besonders, wenn auch Künstlerinnen und Künstler oder ihre Angehörigen unser ReMO als sicheren Hafen für ein Lebenswerk ansehen. Denn Kulturgut auch dauerhaft zu erhalten, ist neben den Ausstellungen, dem Sammeln und dem Vermitteln von historischem Wissen eine wichtige Aufgabe, dem sich das ReMO verschrieben hat.
Hier finden Sie einen Überblick über die Schenkungen an das ReMO seit der Wiedereröffnung im August 2021.
Juni 2023: Nachlass von Wilhelm Groß und Schenkung zum Kaltwalzwerk
Bildhauer, Druckgrafiker und Prediger: künstlerischer Nachlass von Wilhelm Groß
Kulturdezernent Matthias Rink und die stellvertretende ReMO-Leiterin Ulrike Rack nahmen die Kunstwerke in Oranienburg aus den Händen des Enkels des Künstlers, Dr. Friedemann Groß, entgegen. „Schon seit vielen Jahren hat das Regionalmuseum ausgewählte Objekte von Wilhelm Groß in seiner Obhut. Es freut uns natürlich besonders, wenn auch Künstlerinnen und Künstler oder ihre Angehörigen unser ReMO als sicheren Hafen für ein Lebenswerk ansehen. Die Schenkung an das ReMO bewahrt das Werk eines herausragenden regionalen Künstlers“, sagt Kulturdezernent Matthias Rink.
Wilhelm Ernst Julius Groß wurde 1883 in Pommern geboren. 1902 ging er nach Berlin, um als Schüler des Bildhauers Otto Lessing zu arbeiten. Hier arbeitete er bald auch als freischaffender Künstler. Er besuchte die Ateliers renommierter Maler und Bildhauer wie Max Beckmann, August Gaul und Louis Tuaillon und machte Bekanntschaft mit Persönlichkeiten der geistigen und künstlerischen Avantgarde, darunter Max Reinhardt, Erich Mühsam, Else Lasker-Schüler, Edvard Munch und Max Liebermann. Nachhaltig prägte ihn auch ein Studienaufenthalt in Florenz, bei dem er unter anderem Ernst Barlach begegnete. Vom Kriegsdienst im 1914 begonnenen Ersten Weltkrieg war Wilhelm Groß befreit, fand aber infolge des Kriegseindrucks zu einem inbrünstigen christlichen Glauben. Nach Kriegsende wurde die Bibel zum Fundus seiner künstlerischen Themen. Seit 1919 lebte Groß in Oranienburg Eden. Sein selbsterbautes Atelier war ab 1921 ein Treffpunkt für Gesprächskreise und Vorträge, später auch für die Bekennende Kirche. Die Zeit ab 1933 brachte Wilhelm Groß, der nach den Nürnberger Rassegesetzen als „Halbjude“ galt, verschiedenste Repressalien ein: Wegen seiner „nicht arischen“ Herkunft durfte er nicht ausstellen, seine Werke wurden als „entartete Kunst“ diffamiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Groß dem System in Ostdeutschland von Anfang an kritisch gegenüber; dem von tiefer Religiosität erfüllten Künstler blieben staatliche Aufträge und Ausstellungen daher verwehrt.
Trost und Hoffnung fand der Künstler weiter in seinem Glauben, im August 1945 ordinierte ihn der Bruderrat der Bekennenden Kirche der Provinz Brandenburg zum Prediger. Groß war daraufhin als Pastor in der Gemeinde Sachsenhausen tätig. Im Jahr 1953 erhielt Groß anlässlich seines 70. Geburtstags für sein Lebenswerk die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1974 ist Groß auf dem Stadtfriedhof Oranienburg beigesetzt worden.Der 135 Exponate umfassende Nachlass von Wilhelm Groß enthält insbesondere Skulpturen aus Holz, Gips und Bronze, zahlreiche Druckstöcke sowie Zeichnungen und Skizzen. Seine Kunst ist stark vom Expressionismus beeinflusst; er legte den Ausdruck seiner Figuren ganz in die Haltung. Später arbeitete er auch mit der Mimik seiner Figuren. Seine sakralen Werke schuf Wilhelm Groß fast alle in Holz.
Sammlung zum Oranienburger Kaltwalzwerk übergeben
Eine weitere Schenkung an das ReMO kommt vom Oranienburger Horst-Hugo Schöler: Als ehemaliger Mitarbeiter des Kaltwalzwerkes Oranienburg übergibt er dem ReMO seine Sammlung von Erinnerungsstücken an den ehemaligen Vorzeige-Betrieb der DDR. Die Sammlung, die 102 Positionen umfasst, enthält Schriftstücke, Urkunden, Pläne, Bücher, die Betriebschronik und mehr als 400 Fotos.
„Das ReMO hat bereits einige wenige Sammlungsstücke über das Kaltwalzwerk im Bestand. Mit diesen Exponaten ist unser Museum seit Juni 2023 bei der digitalen Ausstellung ,Urban Autenticity´ des Museumsverbandes Brandenburg vertreten. In der aktuellen Dauerausstellung des ReMO sind drei Objekte zum Kaltwalzwerk ausgestellt; im Werk gefertigte Kaltbandringe und Fotos. Mit den neuen Sammlungsstücken kann die Präsentation um wertvolle Objekte erweitert werden. Die Schenkung sichert eine weitergehende Forschung in der Regionalgeschichte zum Thema Wirtschaft“, freut sich Ulrike Rack über den neuen Sammlungsteil für das Museum.
Dezember 2022: Künstlerischer Nachlass von Gerhard Rommel übernommen
Der Landkreis Oberhavel hat am Donnerstag, 15.12.2022, für das ReMO – Regionalmuseum Oberhavel den künstlerischen Nachlass des Bildhauers, Malers und Medailleurs Gerhard Rommel übernommen. Der Nachlass ist eine bedeutende Schenkung und umfasst insbesondere Skulpturen aus Holz und Bronze, Bronzeentwürfe, Medaillen, Zeichnungen und Skizzen. Kulturdezernent Matthias Rink und die stellvertretende ReMO-Leiterin Ulrike Rack nahmen die Kunstwerke in Oranienburg aus den Händen der Witwe des Künstlers entgegen.
„Gerhard Rommel war ein Künstler, dessen Werk auch über die Region Oberhavels hinaus strahlte. Seine Arbeiten sind noch immer in großen Städten zu finden“, erklärte Matthias Rink. „Der Witwe des Künstlers war es wichtig, dass die Andenken an ihren verstorbenen Mann und seine verbliebenen Arbeiten nicht in Vergessenheit geraten. Rommels Arbeiten, die seine Fertigkeit, sein Können und seinen Wunsch zeigen, die Schönheit des Lebens abzubilden, sollten für die Nachwelt bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“
Gerhard Rommel lebte im Landkreis Oberhavel und verstarb 2014 im Alter von 80 Jahren. Seine Motive zeigen deutlich seine Liebe zu den Menschen, zur Natur, zu den Tieren. Die Skulptur „Otto und Anna“, die in Gransee zu finden ist, schuf er beispielsweise aus Sympathie zu seinen Nachbarn. Werke wie „Mutter und Kind“ zeigen sein von Freundlichkeit und Liebe geprägtes Menschenbild. Seine Werke sind in den Alltag der Menschen eingegangen. „Die Schenkung des Nachlasses bereichert nicht nur die Kunstsammlung des ReMO, sie sichert zugleich, dass die künstlerischen Werke eines stetig schaffenden, sich ständig neu erfindenden und bodenständigen, regionalen Künstlers bewahrt werden“, freut sich Ulrike Rack über den neuen Sammlungsteil für das Museum.
Drei Werke werden in die Dauerausstellung des ReMO aufgenommen. Außerdem soll im Jahr 2024 zum 90. Geburtstag des Künstlers eine Sonderausstellung gezeigt werden, in dem der Nachlass aufbereitet und präsentiert wird. Fachliche Unterstützung erhält das ReMO hierbei vom Kulturwissenschaftler Dr. Peter Michel – einem Freund der Familie.
Mai 2022: Außergewöhnliche Schenkung zur Schifffahrt von Manfred Masser
Der Landkreis Oberhavel hat eine Schenkung für das ReMO – Regionalmuseum Oberhavel entgegengenommen. Der Hohen Neuendorfer Manfred Masser überlässt dem ReMO seinen historischen Nachlass zur Schifffahrt. Bereits seit seiner Kindheit ist Masser von der Schifffahrt fasziniert, sammelt und erforscht alles, was mit dem Thema zusammenhängt.
Seit der Eröffnung des ReMO im August des vergangenen Jahres wird das Museum aktiv als Anlaufstelle für Künstler und Heimatforscher genutzt. Auch Privatpersonen, die Fragen haben oder dem Museum etwas überlassen möchten, wenden sich an das Museumsteam. „Diese Schenkung ist außergewöhnlich. Seit der Gründung des Landkreises Oberhavel 1993 hat Manfred Masser seinen Forschungsschwerpunkt auf die obere Havel und die Binnenschifffahrt gelegt. Die Texte des ReMO zur Havelgeschichte in der neuen Dauerausstellung basieren beispielsweise auf den Recherchen von Manfred Masser. Wir danken ihm sehr dafür, dass er sein Lebenswerk vertrauensvoll in die Obhut unseres Museumsteams gibt“, sagt Kulturdezernent Matthias Rink während eines offiziellen Schenkungstermins am Dienstag, dem 24.05.2022, im ReMO.
Die Sammlung des fast 90-jährigen Hohen Neuendorfers umfasst neben knapp 900 Büchern, Bildern, Plänen und Karten auch die eigens angefertigten Lichtbildvorträge, die Manfred Masser im Laufe der Jahre im Landkreis Oberhavel und darüber hinaus durchführte.
„Bei all meinen Studien und Recherchen versuchte ich stets, Geschichte, Geografie, Arbeit und das Leben der Menschen, ihre Technik und Techniken, ihre Leistungen und Veränderungen der Natur durch Beschreibungen und Übersichten, Fotos und Skizzen, Dokumente und natürlich Landkarten zusammenzufassen“, sagt Manfred Masser.
Das ReMO ist für eine solche Schenkung prädestiniert. Denn: Mit seinem damaligen Sammlungs- und Ausstellungskonzept war das Oranienburger Museum in den 1930er Jahren das erste Binnenschifffahrtsmuseum in Deutschland. „Nicht alle Exponate können ausgestellt werden, aber alle Bücher und Dokumente, die Manfred Masser dem ReMO nun überlässt, bereichern die Sammlung des Museums auf so wunderbare Weise – auch Forschungslücken können nun geschlossen werden. Denn das Besondere ist, dass nicht nur die Forschungsergebnisse übereignet werden. Auch die unzähligen, wertvollen Quellen sind Bestandteil der Sammlung. So steht der wissenschaftlichen Weiterführung seiner Forschung nichts im Wege“, sagt Nadine Rauch, Leiterin der Stabsstelle Weiterbildung, Kultur und Sport in der Kreisverwaltung.